

Die Lagen
Heute bilden sieben Weinbergslagen – größtenteils im Alleinbesitz der Familie Castell– den Kern des 70 ha großen Weinguts. Die umliegenden Weinberge vom Schlossberg sind durch das kontinentale Klima Frankens und die kräftigen Gipskeuperböden des Steigerwalds geprägt. Die erste urkundliche Erwähnung unserer wichtigsten Weinbergslagen Schlossberg, Hohnart, Reitsteig und Trautberg datiert aus dem Jahr 1266. Der Silvaner, 1659 erstmals in Casteller Boden gepflanzt, ist in unserem Klima und Boden zu Hause, und besetzt mit fast 40 Prozent die Mehrheit unserer Rebflächen – er ist Teil unserer Identität. Neben weiteren Rebsorten konzentrieren wir uns auf Riesling, Weißburgunder und Spätburgunder.
Schlossberg
Geschichte:
Der Schlossberg, höchster Punkt des Dorfes, trägt seinen Namen von der ursprünglichen Burganlage der Grafen Castell aus dem 12. Jahrhundert. Zeuge des alten Schlosses ist der weithin sichtbare Treppenturm. Seit 1266 ist der Schlossberg als Weinberg urkundlich erwähnt. 1659 wurde dieser Berg zum Ausgangspunkt des Silvaners in Deutschland. Heute wachsen hier Riesling und Silvaner zu Unikaten heran.
Lage:
Die Reben wurzeln auf einem Rohboden aus Gipskeuper. Dieser zeichnet sich am Schlossberg durch farbige Schiefertonschichten sowie einen hohen Gips- und Alabasteranteil aus. Die weiß, rot und rosageäderten Formationen treten an verschiedenen Stellen des Berges zu Tage. Als Rohboden mit einer dünnen Auflage humusreichen Mutterbodens verlangt der Schlossberg den Reben alles ab und zwingt sie, ihre Wurzeln in das direkt anstehende Urgestein zu treiben. Dadurch werden die Weine – wie keine zweiten in Castell – unverfälscht vom Gipskeuper und Alabaster geprägt und lassen die trockene Mineralität des Bodens auf der Zunge entfalten.
Boden: lehmiger Ton aus Gipskeuper, Alabastereinschlüsse, schiefergrusig
Größe: 5 ha
Rebsorten: Silvaner, Riesling, Spätburgunder, Merlot, Cabernet Sauvignon
Pflanzjahr: ab 1988
Exposition: 40 – 70% Steigung; Süd und West
Reitsteig
Als „Der Stieg“ wurde die Lage bereits 1266 in einer gräflichen Teilungsurkunde genannt und gehört damit zu den ältesten Weinbergen in Castell. Der Name erklärt sich durch einen alten Weg, der das Dorf bis ins 17. Jahrhundert mit der ehemaligen Burg auf dem Schlossberg verband. Es kann nicht ausgeschlossen werden, dass damals im Reitsteig auch Rotwein angebaut wurde, stammen doch die ersten Aufzeichnungen zum Rotweinanbau schon aus dem Jahr 1566. Ein interessanter Schriftverkehr aus dem Jahre 1875 belegt, dass damals Rotweine auf ärztliche Anordnung zur Bekämpfung von Typhus verschrieben und überdies zu medizinischen Zwecken eingelagert wurden.
Die Steilheit des Weinberges und seine südliche Ausrichtung sorgen für eine intensive Sonneneinstrahlung und hohe Tagestemperaturen. Die nach innen gewölbte Beschaffenheit des Berges führt zu einer weiteren Bündelung der Wärme. Dies fordert der anspruchsvolle und langsam reifende Spätburgunder, um fruchtige und vollmundige Tannine entwickeln zu können.
Der lehmig-tonige Boden gibt dem Wein seine tiefen und komplexen Aromen. Der hohe Kalkgehalt verleiht den Weinen eine elegante, mineralische Struktur. Darin zeigt sich die räumliche Nähe zum Schlossberg mit seinen Alabasteradern.
Gerade zum Spätburgunder mit seiner feinen, eleganten Art passen die Eigenschaften des Reitsteigs hervorragend. Der Wein wird sehr lange auf der Maische vergoren. Zusammen mit dem Ausbau im Eichenholzfass wird die reife Frucht und feine Mineralität in den Weinen gefördert und verleiht ihnen eine lange Lagerfähigkeit.
Boden: lehmiger Ton, schiefergrusig
Größe: 1,3 ha
Rebsorten: Spätburgunder
Pflanzjahr: 1988
Exposition: Süd
Kirchberg
Die speziellen Eigenschaften des Kirchbergs erklären sich durch seine vom Dorf umschlossene Lage, die wärmefördernde Ausrichtung nach Westen und die Verwandtschaft des Bodens zum Schlossberg. Das Dorf schützt den Weinberg vor den häufigen Westwinden und bewahrt ihm die Wärme in den Abendstunden. Der Silvaner aus dem Kirchberg dankt diese Gegebenheiten mit reifen Fruchtaromen, die häufig an Birnen erinnern
Der Boden, tiefgründiger und fruchtbarer als der darüber liegende Schlossberg, gewinnt seine Mineralität von den Ausläufern der Alabasteradern und dem hohen Kalkgehalt des anstehenden Gipskeupers. Im Zusammenspiel mit einer guten Wasserversorgung am Hangfuß wachsen Weine mit feiner, mineralischer Struktur, saftigem Spiel und sehr gutem Reifepotential heran.
Das hervorragende Kleinklima im Kirchberg zeigt sich jedes Frühjahr durch die zahlreich auftretenden wilden Weinbergstulpen, „Tulipa sylvestris“, die mit ihrem Duft und den gelben Farbtupfen ein ganz besonderes Flair im Weinberg verbreiten.
Boden: lehmiger Ton, tiefgründig, zum Teil schiefergrusig
Größe: 1,8 ha
Rebsorten: Silvaner, Weißburgunder
Pflanzjahr: 1988-2006
Exposition: Südwest-West
Trautberg
‚Trucberch‘ oder ‚Trauperg‘, so der alte Name des Trautbergs, wie man ihn in den fürstlichen Weinbau-Urkunden aus dem 13. Jahrhundert lesen kann. Er liegt etwas abseits vom Dorf, was ein Grund gewesen sein kann, warum die Grafen zu Castell den Weinanbau dort über Jahrhunderte hinweg den Zehntpflichtigen überließen. Ähnlich dem Casteller Hohnart ist der Trautberg eine kleine Erhebung unmittelbar vor dem Steigerwald. Er liegt malerisch in einer Talsenke an einem ehemaligen Mühlteich des Gründleinsbachs. Mit seinem Süd- und Süd-West-Hang bietet er beste Voraussetzungen für den Weinbau.
Der Trautberg zeichnet sich neben seiner optimalen Ausrichtung durch seinen leicht erwärmbaren, schiefergrusigen, lehmigen Ton aus. Die nur geringe Erdauflage hält die Wuchskraft der Reben im Zaum und führt zu kleinen, konzentrierten Trauben. Daneben erhält die geschützte Lage des Trautbergs die Wärme im Sommer und Herbst, treibt die Traubenreife voran und verleiht ihnen eine sehr harmonische Säure. Auch die Stare wissen die Güte der Trauben bei ihren regelmäßigen Besuchen im Herbst zu schätzen.
Im Trautberg entstehen Weine mit Aromen von Birne, Aprikose und Banane und einer eleganten, harmonischen Struktur. Gerade in etwas feuchteren und kühleren Jahren überzeugen sie durch ihre vollfruchtige Art. Neben dem Silvaner gedeihen hier sehr aromatische Traminer, welche gemeinsam ein außergewöhnliches Cuvée aus Silvaner und Traminer bilden.
Boden: lehmiger Ton, schiefergrusig oben, tiefgründig am Hangfuß
Größe: 4 ha
Rebsorten: Silvaner, Traminer
Pflanzjahr: 1995-1997
Exposition: Süd-Südwest
Hohnart
Bereits 1266 wurde der ehemals bewaldete kleine Hügel am Fuße des Steigerwaldes als eine der wichtigen Casteller Weinberge urkundlich erwähnt. Nach der ersten Silvanerpflanzung in Castell, 1659, wurde gerade der Hohnart im Laufe der Jahrhunderte komplett mit Silvanerreben bepflanzt. Ab 1832 wurde dann der Wärme liebende Riesling in die heiße Südlage gepflanzt und heute teilen sich Riesling und Silvaner dieses besondere Terroir.
Tiefgründiger, lehmig-toniger Gipskeuper mit grünem Schilfsandstein kennzeichnet den Boden. Dank der Tiefgründigkeit kann die sehr heiße, direkt nach Süden ausgerichtete und windoffene Lage auch bei Trockenheit im Sommer die Reben mit Feuchtigkeit und Mineralstoffen versorgen.
Die optimale Ausrichtung sorgt für sehr hohe Tagestemperaturen, die durch abends auftretende Winde und kühlere Nachtgrade gesenkt werden. Zusätzlich sorgen die Winde bei Feuchtigkeit durch ein schnelles Abtrocknen für gesunde Trauben. Diese Bedingungen ermöglichen den Reben, die volle Vegetationszeit auszunutzen. Somit können sie eine optimale Reife erreichen und ihre lebendige Säure behalten.
In Kombination mit Reben im besten Alter bringen Silvaner und Riesling aus dem Hohnart Weine voller fruchtiger Aromen, dichter Struktur und würziger Mineralität hervor. Häufig meint man Anklänge orientalischer Gewürze und hochreifer Früchte wie Bananen oder Aprikosen in den Weinen zu finden.
Boden: lehmiger Ton, schiefergrusig
Größe: 4,5 ha
Rebsorten: Silvaner, Riesling
Pflanzjahr: 1981-1992
Exposition: Süd
Kugelspiel
Der ungewöhnliche Name des Kugelspiels stammt aus der Zeit, als in den angrenzenden Wäldern noch mit Büchse und Kugeln gejagt wurde. Man erzählt, dass sich das Echo des Büchsenknalls in den Hängen des Weinberges fing als Spiel mit dem Schall der Kugeln. Die Büchsen knallen heute nicht mehr im Wald, aber er umgrenzt immer noch die Lage, und seine Nähe ermöglicht den Anbau von qualitativ hochwertigen Weinen.
Die im Westen liegende, 300-350 m hohe bewaldete Kuppe schützt den Weinberg vor Wind und schafft ein gemäßigtes Kleinklima. Morgens erwärmt die Sonne den sandig-lehmigen Boden, der die Wärme für den Rest des Tages speichert. Gerade im Sommer und Herbst wird der mäßig ansteigende Weinberg den ganzen Tag von der Sonne bestrahlt. Im Zusammenspiel der geschützten Lage und des vom roten Blasensandstein geprägten Bodens entstehen im Wein zarte, rauchige Noten und eine mineralische Dichte.
Im trockenen fränkischen Klima wird die wichtige Wasserversorgung vom darüberliegenden Wald als Wasserspeicher sichergestellt. Im Gegensatz zu Steillagen sind die Reben des Kugelspiels keinen Temperaturextremen ausgesetzt. Es entstehen frische Aromen von Stachelbeere und Kräutern sowie die typische Würze für einen Silvaner aus den oberen Lagen des Steigerwaldes.
Boden: sandig-lehmiger Ton, durchsetzt mit Blasensandstein
Größe: 16 ha
Rebsorten: Silvaner, Rieslaner
Pflanzjahr: 1968-2008
Exposition: Nordwest-Nordost
Bausch
Der Name des Weinbergs steht für ‚hingeduckt‘ oder ‚gekrümmt‘ und beschreibt seine Lage am Steigerwald-Abhang. Bereits im Jahr 1689 waren seine besonderen Eigenschaften Grund genug „allerhand gute Fechser“ wie den Gutedel, den Süßschwarz und den grob weißen Elbling anzupflanzen – Sorten die heute weitgehend unbekannt sind.
Der Weinberg duckt sich hinter dem Dorf nach Osten in den Windschatten des Schlossbergs. Ab dem Morgen ist er von der Sonne bestrahlt und erwärmt sich schon früh am Tag. Sein günstiges und nicht zu heißes Kleinklima erlaubt den Müller-Thurgau-Trauben eine lange Reifephase.
Der über dem Bausch liegende Wald ist Wasserspeicher für die oft trockenen Sommermonate und garantiert den Reben einen gleichmäßigen, kontinuierlichen Vegetationsverlauf sowie den Weinen eine saftige, frische Frucht und lebendige Säure.
Außergewöhnlich sind die Weine aus dem Bausch aber vor allem aufgrund der kräftigen, charaktervollen Struktur, die der tiefgründige und mineralstoffreiche lehmig-tonige Gipskeuper den Weinen schenkt. Dass der Müller-Thurgau aus dem Bausch dank dieser Voraussetzungen das Potential zum Reifen hat, beweisen exemplarisch die Weine aus den Jahren 1971 und 1976 bis zum heutigen Tag.
Boden: lehmiger Ton, sehr mineralstoffreich, tiefgründig
Größe: 16 ha
Rebsorten: Silvaner, Müller-Thurgau
Pflanzjahr: 1995-1997
Exposition: Nordwest
Silvaner
Der 6. April 1659 sollte für den Casteller, den fränkischen und auch den deutschen Weinbau ein wichtiges Datum werden – die erste Pflanzung des Silvaners! – damals „Österreicher“ genannt-
Zwei einschneidende Ereignisse ebneten dem Silvaner den Weg in die Casteller und deutschen Weinberge: Die sehr starken Verwüstungen und die extreme Entvölkerung durch den 30jährigen Krieg führten zu einer Aufgabe von bis zu 75% der damals 40.000 Hektar großen Rebfläche in Franken. Gleichzeitig verschlechterte eine Klimaveränderung, auch „Kleine Eiszeit“ genannt, die Ernten in den Weinbergen. Dies erforderte Veränderungen beim Wiederaufbau. Notwendig wurden Reben, die den Winterfrösten trotzen, durch späten Austrieb den Frühjahrsfrösten entgehen und dank einer zügigen Reifeentwicklung zu guten Erträgen führen. Kriterien, welche der Silvaner erfüllte. Vermutlich wurde er von Ebracher Zisterzienser-Mönchen von Österreich nach Franken gebracht, wo diese Tochterklöster hatten.
Im Castell’schen Dorf Obereisenheim hatten die Mönche des Klosters Ebrach umfangreichen Besitz und hier trafen die beiden fränkischen Silvanerpioniere Castell und Ebrach zusammen.
Wenn der Gräflich Castell’sche Amtmann Georg Körner in Obereisenheim seinen Geschäften nachging, kehrte er regelmäßig bei dem Wirt und Gerber Georg Kraus ein, der mit der neuartigen Rebsorte handelte. Am 5. April 1659 brachte ein gräflicher Bote „25 Österreicher Fechser“ vom Dorf Obereisenheim nach Castell, wo die Fechser (Stecklinge) am 6. April am Fuße des Schlossberges in der Lage Reitsteig zum „ausbüßen“ verwendet wurden. Über die Jahrhunderte nahm die Bedeutung des Silvaners immer mehr zu. 1791 riet Johann Christian Fischer in seinem Standardwerk „Der Fränkische Weinbau auf dem Felde und im Keller“, jeden zehnten Stock mit Österreichern zu besetzen, was viele Winzer beherzigten. 1833 beobachtete Johann Philipp Bronner, der Silvaner werde häufig „wie das Salz in den Speisen angetroffen“. Mit dem Aufkommen der sortenreinen Pflanzung im 19. Jahrhundert konnte der Silvaner seine Stellung als Botschafter des Frankenweins ausbauen.
Nur hier, in Franken, wurde und wird er in die besten Weinbergslagen gepflanzt und zu wahrhaft „Großen Weinen“ veredelt. Für uns in Castell ist es kein Zufall, dass der Silvaner zu uns gefunden hat. Er erlaubt es uns im Zusammenspiel mit Boden, Klima und Lagen Weine hervorzubringen, die einzigartig und authentisch sind. Wir sind überzeugt, dass dem Silvaner die Zukunft gehört.
Weingut Castell
Fürstlich Castell’sches Domänenamt e.K.
Schlossplatz 5 – 97355 Castell
Telefon: 09325 601-60
Telefax: 09325 601-88
E-Mail: weingut@castell.de
Öffnungszeiten
Fürstlich Castell’sches Domänenamt e.K.
Montag bis Freitag 8.00 bis 17.00 Uhr
Samstag 10.00 bis 16.00 Uhr
oder nach Vereinbarung
Schlosskeller- und Weinbergsführungen bitte anmelden.
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